Gedanken über ein uraltes Sprichwort
Dieser Tage sind es die Vertrauten eines namhaften Staatsoberhauptes, die einem uraltes Sprichwort wieder einmal zu einer unrühmlichen Renaissance verhelfen. Der römische Dichter und Philosoph Seneca hat im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung das zeitlose Wort: Manus manum lavat. (Eine Hand wäscht die andere.) verfasst.
Zu allen Zeiten haben sich Menschen, denen man in irgend einer Art und Weise behilflich war, im Gegenzug erkenntlich gezeigt, ihrerseits einem anderen einen Gefallen getan.Mit dem Gefallen ist es allerdings so eine Sache. Diese Art der Hilfeleistung einer Person mag für den einen ausnahmslos positiv ausfallen, denn er gewinnt dadurch an Vermögen, Ansehen oder erfährt seinerseits eine Lösung eines eigenen Problems. Für einen anderen könnte sie in einer Katastrophe enden, unterstreicht der Gefallen seine nie enden wollende Abhängigkeit.
Da wir Menschen es auch immer noch nicht gelernt haben, für den anderen stets Gutes im Sinn zu haben, bekommt die Redewendung:„Du schuldest mir noch einen Gefallen…!“, immer wieder einen faden Beigeschmack.
Das biblische Prinzip, unseren Mitmenschen liebevoll und bedingungslos gegenüber zu agieren, hat es bisher nicht geschafft in unserem Miteinander Einzug zu halten. „Wenn du dies oder das bei der und der Gelegenheit sagst, oder aber verschweigst, dann hat du was gut bei mir.“ „Wenn du dies oder das für mich erledigst, dann…“
Immer wieder treten Ereignisse oder Absprachen zutage, in denen alle Beteiligten ihren eigenen Vorteil suchten. Sie sprechen von einer Lösung, aus der jede Seite als Gewinner hervorgehen wird. Doch beim genaueren Hinsehen wird auch dem Unbeteiligten klar, wer auf der Seite des Gewinners/Verlierers steht, bzw. wo es nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Allzu oft werden die Regeln des Anstandes, der Moral und der Gesetzte verletzt oder komplett außer Acht gelassen.
Das geht so weit, das die Menschen bei ihren Planungen immer mehr die Kosten kalkulieren, die sie für den ein oder anderen Gefallen aufbringen müssten.
Bevor wir uns nun mit ausgestrecktem Zeigefinger zurücklehnen, täte es auch uns gut, in den Spiegel zu schauen. Wo stehen wir in der Gefahr, anderen einen Gefallen zu tun, damit wir bei ihm ‚etwas gut haben‘…?
Jesu Vorbild folgen, bedeutet beim gegenseitigen ‚Händewaschen‘ klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben zu sein (Mt 10,16).
Eine gesegnete Zeit!
Manuel Bendig